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Power to the Bauer.

Das Land gehört einem nicht, man hat es auch nicht dauerhaft gepachtet, und doch kann man das, was man in einer Saison auf einem Stück Acker angebaut hat ernten und behalten. Nach dieser Formel versorgen sich Privatpersonen hierzulande, aber auch beispielsweise in England und Amerika zunehmend ein wenig selbst. Sie gewinnen Erfahrung auf einem Gebiet, das nach dem Siegeszug von Fast -und Convenience Food  nicht mehr gebraucht zu werden schien. Selbstversorgung gilt in Wohlstandsländern gemeinhin als Not-Aktivität derer, die am Armuts-Niveau navigieren und vielleicht noch als Nebeneffekt aktiver Landwirte – wobei die den Komfort suchende Mittelschicht in der Regel weder mit den einen noch mit den anderen Umgang pflegt.  Vielleicht geht es zu weit, die aktuelle amerikanische „Lokavores“-Bewegung  (siehe auch: www.enpr.de?l=lEoy | www.enpr.de?l=lBbc ) als Beispiel heranzuziehen, ausgerechnet in einem ehemals stolz selbstversorgerischen Agrarland wie Bayern. Doch der Wunsch nach selbst angebautem Gemüse, und dies eher robust und für die Grundversorgung verwirklicht, statt nur Radieschen ums Kräuterbeet zu pflanzen, hat zweifelsohne Konjunktur und entspringt einem modernen Selbstbewusstsein, für das nicht zuletzt Slow Food den Grundstock gelegt hat.

Regionalität, Frische und gleichzeitig Sinn für besondere Nutzpflanzen sind Kerngedanken von Slow Food, von Anfang an mit einem besonderen Blick auf die lokale Gastronomie. Unter dem Motto „Gut, fair, sauber“ wird daraus mehr und mehr ein individueller Anspruch, übertragbar auf alles, was man sich im Wortsinn an Nahrung einverleibt. Der landwirtschaftlich inspirierte Eigen-Anbau wäre also am konsequentesten – wenn dem Städter der Acker nicht fehlen würde.

Was lag also näher, als dass ein Augsburger Slow Food Mitglied spitze Ohren bekam, wenn von einem Projekt „Sonnenäcker“ zu hören war, welches  der Verein „Unser Land“ bereits in anderen bayerischen Regionen erfolgreich durchführt. Das Interesse zeigt sich darin, dass beispielsweise allein in Fürstenfeldbruck in diesem Jahr 125 Parzellen bewirtschaftet werden. Nun sollte es erstmals auch in Augsburg klappen, auf einem kurzen Freifeld zwischen Augsburg-Bärenkeller und Neusäß, also im Westen.

Das Prinzip ist einfach. Auf einem pflanzfertig vorbereiteten Acker werden Parzellen von 80 Quadratmetern abgesteckt, was je 100 Metern „Bifing“ (Worterklärung: www.enpr.de?l=TYi ) entspricht. Auf dem Ackergrund darf weder mineralisch gedüngt noch mit chemischen Spritzmitteln gearbeitet werden.

Wir haben zwei solche Parzellen gemietet, und weil ein Büro-Mensch alleine damit wohl ein wenig überlastet und dazu noch unkommunikativ vor sich hin wursteln würde, haben sich fünf Wohnparteien mit zusammen zehn Erwachsenen + fünf Unter-Fünf-Jähringen aus einem Haus der Augsburger Pranthochstraße sowie eine weitere Familie mit zwei Kindern zusammen getan, um das Experiment zu wagen.

Am gestrigen Sonntag war Besichtigung, die Ackererde ist wunderbar locker und macht einen sehr fruchtbaren Eindruck. Frisch geackert und fein geeggt liegt der schmale aber lange Streifen Feld zum Bepflanzen bereit. Heute wurde der Vertrag unterschrieben und kommenden Samstag wird der Acker belegt, vorrangig mit Kartoffeln.

Was werden die ahnungslosen Stadtbewohner dort wohl pflanzen?

Wird ihnen das überhaupt gelingen?  :o)

Wie werden sie sich gegen Wind, Wetter bewähren?

Es wird also erst richtig spannend!

Bleiben Sie also dran, wenn es demnächst wieder heißt „Slow Food goes Sonnenacker“, in diesem Blog!

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